- Ogham
- Ogham['oːgam; nach dem mythischen Ogma, der nach keltischer Tradition diese Schrift erfunden haben soll], Oghamschrift, Buchstabenschrift der ältesten irischen Sprachdenkmäler (4.-7. Jahrhundert). Erhalten sind etwa 360 kurze Inschriften auf Grab- oder Grenzsteinen, überwiegend aus Südirland, etwa 50 aus irischen Kolonien in Wales, Cornwall u. a. Letztere sind großenteils zweisprachig (irisch-lateinisch), wobei die lateinische Inschrift auf der Fläche, die irische auf der Seitenkante des Steines steht.Die ursprünglichen 20 Buchstaben (5 Vokale, 15 Konsonanten) wurden später durch Zeichen für Diphthonge auf 25 erweitert. Die 20 ursprünglichen Buchstaben gliedern sich in 4 Gruppen (»aicme«) mit Zeichen zu je 1-5 Strichen und unterscheiden sich durch ihre Stellung zu einer geraden Linie (meist der Kante eines stehenden Steins). Die Konsonanten werden durch Striche nach rechts oder links von der Linie oder durch schräge Querstriche, die Vokale durch gerade Querstriche oder dicke Punkte auf der Linie gekennzeichnet. Jeder Buchstabe (fid, eigentlich »Holz«) trägt einen Pflanzennamen nach einem entsprechenden Anfangsbuchstaben (z. B. b = beithe »Birke«, l = luis »Blumenesche«, n = nin »Esche«, das Alphabet heißt daher auch beithe-luis-nin). Die in ihrem Ursprung unbekannte Ogham ist wahrscheinlich die gelehrte Alphabetisierung einer alten irischen mnemotechnischen Praxis (der wohl als Idee das Kerbholz zugrunde lag) mit Kenntnis des lateinischen Alphabets sowie u. a. der grammatischen Schriften des A. Donatus; die Beziehung zur Runenschrift ist ungeklärt. Von irischen Gelehrten des Mittelalters wurde die Ogham noch häufig in Glossen und Marginalien verwendet; im späten Mittelalter bedeutete »ogham« auch die geschriebene Form des Irischen (neben »gaoidhealg«, der gesprochenen Form).Corpus inscriptionum insularum celticarum, hg. v. R. A. S. Macalister, 2 Bde. (Dublin 1945-49);F. Motta in: Studi e saggi linguistici, Jg. 18 (Pisa 1978);A. A. Korolev: Drevnejšie pamjatniki irlandskogo jazyka (Moskau 1984);D. McManus in: Ériu, Bd. 37 (Dublin 1986).
Universal-Lexikon. 2012.